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Daniel Ambühl   Bilder 2000 Index

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Zwei Kinder im Gegenlicht
 

 
 

Entstanden 26 Juli. - 5. August 1999, Oberiberg
Acryl auf Leinwand.
100 * 140 cm. Leinwand, hochweiss handgrundiert.
Signiert unten rechts "ambühl 99"

verkäuflich  8

 
  Das Bild zeigt die Schlösslistrasse in Oberiberg im abendlichen Gegenlicht: Zur Linken das Chalet zwischen den Bäumen, zur Rechten der Parkplatz, die Garagen und die neueren Häuser. Die Eingangstüre des Chalets entspricht dabei den zwei Garagetoren. Ins linke Haus geht der Mensch zu Fuss. Im Haus zur rechten fährt er im Auto in seine Garage.

Die Geschichte dieses Bildes spielt sich ab im Spannungsfald zwischen alt (links) und neuzeitlich-modern (rechts) und im Bezug der zwei Kinder mit ihren sehr ähnlichen Spielzeugautos zu den zwei richtigen, geparkten Autos.

Eine ganze Lebengeschichte öffnet sich von den beiden Kindern, die noch auf ihren Autos reiten und den beiden Autos mit den spiegelnden Scheiben, die zur rechten geparkt sind. 

" Das Auto ist in meinen Bildern eine Chiffer für das bewusste Ego des Menschen. Der Mensch wählt sich sein Gefährt. Meist ist das Auto so, wie der Mensch selbst sein möchte, also Ausdruck eines Wunsch- oder Idealbildes, das der Fahrer von sich selber hat. Die dunkel getönten Scheiben entsprechen den dunklen Sonnenbrillen. Man möchte nicht, dass jemand in dieses Gefährt, ins Herz des Menschen hineinsieht. Man möchte darin unbeobachtet schalten und walten, wie man will. Im Auto ist der Mensch ganz Seele und das Auto übernimmt die Funktionen des Körpers. Verschiedentlich wurde - unter anderem auch von Franz Hohler - auf dieses besondere Gefühl der Innerlichkeit hingewiesen, das im Auto herrscht und dass im Auto Gespräche stattfinden können und Gedanken aufsteigen, die in anderen Räumen kaum möglich wären. In vielen Erzählungen Hohlers* steht das Auto für die Menschen, die Unfälle verursachen und erleiden. Der Fahrer (die Seele) staunt über die Wunden, die sein Körper (das Auto) anderen zufügt, und selber erleidet. Oft wird das Auto als Ausdruck einer asozialen kommunikationsgestörten, also eigentlich autistischen Vereinsamung des modernen Menschen gewertet. Mit gutem Grund. Doch in der Realität erweist sich das Automobil eben gerade umgekehrt gleichzeitig auch als Lehrmittel für soziales Verhalten, insbesondere heute, wo man beim Autofahren vor allem lernt, dass man nicht alleine unterwegs ist (Stau), dass es gewisse Verhaltensregeln gibt, die nur einen Sinn machen, wenn sie alle daran halten (Polizeikontrolle, Parkbussen usw.) und dass der Körper vergänglich ist (Rost, Oelwechsel, Motorschaden usw.) aber auch, dass der Körper dem Zeitgeist unterliegt, indem man ihm eigentlich ansieht, welcher Zeit und Gesinnung er entstammt. Die Meinung ist aber keineswegs, dass man von einem realen Auto auf das Wesen seines realen Fahrers schliessen darf. Solche denkerischen Kurzschlüsse darf man getrost den Esoterikern und Abergläubischen überlassen. Es sind Auswüchse die an die Physiognomik eines Lavaters erinnern, der meinte von der Karosserie (Gesichtsform) auf die Seele und den Charakter des Menschen schliessen zu können. Es ist aber in Wirklichkeit - und zum Glück - alles viel komplizierter.

Je dunkler es im Auto ist, desto undurchsichtiger werden für den Aussenstehenden die Scheiben. Sie wirken dann gleichsam verspiegelt. Für den Fahrer gilt umgekehrt: Je dunkler es im Auto ist, desto besser sieht er nach draussen, weil sich nichts vom Interieur in den Scheiben spiegelt. 

Im Bild "Zwei Kinder im Gegenlicht" ist der Unterschied zwischen Kind und Erwachsenem klar dargestellt. Die Seele des Kindes reitet auf seinem Körper wie auf einem Pferd oder Esel. Die Seele des Kindes ist noch unverborgen. Es spielt mit seinem Körper, mit dem Auto. 
Anders bei den Erwachsenen: Ihre Seelen haben sich in den Körper zurückgezogen, haben ihren Körper so verspiegelt, respektive ihr Inneres so verdunkelt, dass man nur hinaus, kaum aber hineinsehen kann. Eine typisch voyeuristische Situation. Und Voyeurismus meint eben nicht nur: Geilheit auf das private Andere, sondern zugleich: Sicherheit, dass man selber nicht erkannt wird, solange man nicht will, indem man das Fenster von Innen öffnet. Die Seele reitet nicht mehr auf dem Körper, sie ist in ihm eingeschlossen, abgeschlossen und gefangen und so können sich die Seelen auch nicht mehr begegenen. Es begegnen sich nur noch die Körper."

Dann sind da noch zwei rosarote Schuhe zu sehen, die beim Spiel mit den Autos abgezogen oder verloren wurden. Sie liegen auf der rechten Bildseite.

 * zum Beispiel :
"Die Hinrichtung" und "Drei Riesen im Parkhaus" aus "Ein eigenartiger Tag" 1979, 
"Der Geisterfahrer" aus "Die Rückeroberung", 1982, 
"Wind" aus "Zur Mündung", 2000
alle bei Luchterhand erschienen



Das Bild befindet sich im Besitz des Künstlers.

Ausstellungen: 
Chärnehus, Einsiedeln Jan./Feb. 2000
Haus zur Glocke, Zürich, Jan./Feb. 2001

 

 

 

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