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Die Geschichte von John Krubsack und seinem  "Chair that grew"

 

John Krubsack (1858-1941) war ein Banker aus Embarass, Wisconsin u.s.a. er hegte, pflanzte und formte lebendige Bäume und kreierte damit den ersten bekannten gewachsenen Stuhl. Er begann seinen Stuhl 1903 und erntete ihn sieben jahre später.

 

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Krubsack war ein Naturfreund, der Ackerbau betrieb, Käse herstellte und sein Anwesen landschaftlich gestaltete, lange bevor dies allgemeine Praxis war. Sein Haus war weitherum das erste mit fliessend Wasser. Er war sehr geschickt darin, aus gefundenen Knüppeln und Ästen kunstvolle Möbelstücke zusammenzufügen. Oft durchstreifte er das Bachbett des nahen Flusses mit einem Zollstock und einer Säge um genau die richtigen Stücke einer „Blue beech" (Blutbuche) zu finden, einem Laubbaum mit glatter, gewellter Rinde und einem hübschen bläulichen Holzton, wenn es lackiert wurde. Krumbsack nahm seinen jüngste Sohn Hugo gerne mit auf diese Wochenend Holzsuch-Expeditionen und auf einem dieser Trips kam ihm erstmals die Idee einen Stuhl anzubauen.

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In einem Brief an seinen Neffen Dennis im Jahre 1975, beschreibt Hugo die Ankündigung seines Vaters, einen lebendigen Stuhl herzustellen. "Eines Tages zeigte mein Vater seine Buchenholzmöbel einem Freund mit Namen Walter Glen. Glen fand die Schreinerarbeiten fantastisch. Und dann kam das was ich nie vergessen werde: Mein Vater sagte zu Glen: „Verdammt! Eines Tages werde ich ein Möbelstück wachsen lassen, das besser und stabiler ist als alles was eine Menschenhand je erschaffen kann. !" Und Glen erwiederte: "John, das möchte ich sehen!„

Über den Bau des Stuhles berichtete Krubsack:

„Nachdem ich im Frühjahr 1907 zweiunddreissig  Bäumchen gepflanzt hatte – alles Eschenahorn (Acer negundo, engl. Box elder), liess ich sie zunächst ein Jahr lang wachsen bis sie rund zwei Meter hoch waren. Im Frühjahr 1908 begann ich schrittweise die Erziehungsarbeit an den jungen und noch biegbaren Stämmchen so dass sie allmählich in der Form eines Stuhles wuchsen. Die Hauptarbeit bestand darin, die Stämmchen zu biegen, zusammenzubinden und zu pfropfen, so dass sie an den Verbindungen von selber zusammenwachsen konnten. Das war weitestgehend ein Experiment und ich schaute gespannt zu und half wo ich konnte der Natur bei ihrer geduldigen Aufgabe dieses Möbelstück für mich herzustellen."

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"Im ersten Sommer wuchsen alle Verbindungen fest zusammen. Allerdings gab es Stämme die viel stärker wuchsen als andere. Um dies auszugleichen begann ich die Stämme, die bereits genug lang gewachsen waren zurück zu stutzen. Das brachte diese Bäume nicht zum Absterben, aber verlangsamte ihren Wuchs, sodass die schwächeren und langsamern Bäumchen eine Chance hatten aufzuholen.

Auf diese Weise liess ich die Bäumchen 7 Jahre lang wachsen. Während den letzten zwei Jahren wuchsen nur noch vier Bäume von den Wurzeln her – nämlich diejenigen, welche die Stuhlbeine bildeten. Alle anderen Stämmchen lebten von diesen vier Stämmen, weil sie mit ihnen verpfropft waren. Nach dem siebten Jahr wurden alle Bäumchen geschnitten, sodass zwischen dem Setzen der Samen und der Ernte des Stuhles insgesamt elf Jahre vergangen waren."

 

 

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Der Stuhl von John Krubsackwurde später   "Chair That Grew," (Der gewachsene Stuhl) genannt. Er hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt an einer naturgeschichtlichen Ausstellung der World's Fair 1915, der Internationalen Panama-Pazifik Ausstellung in San Francisco, Kalifornien. Hugo assistierte seinen Vater in allen Bereichen des Projektes "Lebendiger Stuhl" und machte Werbung für die Sache, indem er einen Kolumnisten kontaktierte, der den Stuhl erwähnte in seiner Wochenschau-Serie „Believe it or not„. Dieser filmte John Krubsack, der neben dem Stuhl stand und alles dazu erklärte. Der Streifen lief in den Wochenschauen in Kinos quer durch ganz USA. Die Lloyd Mfg. Co. in Chicago, ein Möbelmarkt, zeigte darauf den Stuhl im Rahmen einer grossen Handelsmesse für Möbelfabrikanten. Der "Chair that Grew" wurde auf einem goldenen Podest am Eingang zur Messe platziert.

Für den Stuhl von Krubsack gingen in den folgenden Jahre viele Angebote ein (eines war 5000 Dollar!) aber Hugo nahm keines davon an. Hugo Krubsack hatte keine Nachkommen und konnte den Gedanken nicht ertragen, dass jemand anderer den Stuhl besitzen würde. So behielt er ihn standhaft bis er ihn schliesslich seinem Neffen Gerhard A. Krubsack zu einem symbolischen Betrag verkaufte, um als Werbeattraktion für dessen Möbelgeschäft zu dienen.

1988 wurde der Stuhl nochmals zu einem Auftritt gerufen. Und zwar zum 60ten Geburtagsfest von Mickey Mouse ins Disney World, Florida. Ein Schaupieler im Mickey-Kostüm thronte auf ihm.

Das letzte bekannte Bild zeigt den Stuhl in einem speziellen Plexiglaskasten, der am Eingang des Möbelgeschäfts Noritage aufbewahrt, das von John Krubsacks entfernten Nachkommen Steve und Dennis Krubsack geführt wird.

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Das Möbelgeschäft Noritage ging in den 90er Jahren Konkurs und wurde liquidiert.Seither ist der Aufenthaltsort des Stuhles unbekannt. Verschiedene Mails und Briefe, die wir an Krubsacks Nachkommen schrieben, blieben bisher ohne Antwort.