Die
Kunst - Eine Liquidation
amtl. bew. Ausstellung 30.8 bis 1. 9.04 |
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h elis daniel ambühl rosa heer- lorenzo
"es gibt keine kunst mehr. sie heisst neu: kuratst. es gibt keine künstler mehr. der künstler der postmoderne heisst neu: kurator. der kurator macht nichts selber. er lässt produzieren und produziert sich damit. und ausgerechnet jetzt, wo es zu spät und schon nicht mehr wahr ist, sagen alle: jeder mensch ist ein künstler! da hilft nur noch die kunst selber. denn eigentlich ist jeder mensch zuhause auch schon kurator."
vernissage: sonntag, 29. august 2004 17 Uhr säulenhalle zürich
Programm: montag 30.august: 19 - 19.45 dienstag 31. august: 18 - 20 Uhr
: mittwoch 1. september:
Katalog zu
dieser ausstellung erscheint ein katalog in limitierter auflage (300 ex.
100 seiten, 150 abbildungen)
Editorial Katalog Die
Kunst. Eine Liquidation* Es
gibt keine Kunst mehr. Sie heisst neu: Kuratst.Es gibt keinen Künstler
mehr. Es
sind nicht böse Mächte, die überall Apparate und Systeme errichten,
in denen der Mensch verschwindet. Es ist der Mensch selber, der sein
selbstvergessenes Funktionieren als Sicherheit empfindet, wogegen ihn
die Ruhe und Selbsteinkehr oft schmerzt und mit der Einsicht in seine
einsame individuelle Existenz ängstigt. Die Musse ist uns fast unerträglich
geworden. Bei den alten Griechen heisst Musse „scholé“ - unser Wort
„Schule“ stammt davon ab. Schön wärs, wenn uns in dieser Schule
des Menschseins die Musen küssten. Ob wir diese Küsse aber auch
wirklich annehmen und im Innersten empfangen können, was sie uns nahe
bringen? Können wir Warten? Haben wir Geduld? Zuversicht? Oder
kleistern wir jeden offenen Moment gleich gestresst mit irgendeiner
Handlung und geschäftigem Theater zu? Kunst
ist nicht Kreativität. Noch vor der Tat kommt die Inspiration. Kunst
ist das geistige Organ der Empfänglichkeit, der schöpferische
Quellstein, aus welchem dem Menschen zufliesst, was er mit Hirn, Hand
und Herz zum Kunstwerk seines Lebens formt.
Anstelle
eines Vorwortes: „Die
Goldene Regel für den AvoKaVo (Autor von Ausstellungskatalogvorworten)
besteht darin, das fragliche Werk immer so zu beschreiben, dass die
Beschreibung sich, ausser auf andere Bilder, auch auf die Erfahrung
anwenden lässt, die man beim Betrachten der Auslagen einer
Wurstwarenhandlung macht. Wenn also der AvoKaVo schreibt:
„Bei den Bildern von Prosciuttini ist die Wahrnehmung der
Formen niemals träge Anpassung an die Gegebenheit des Gefühls.
Prosciuttini sagt uns, dass es keine Wahrnehmung gibt, die nicht
Interpretation und Arbeit wäre, und dass der Übergang vom Gefühlten
zum Wahrgenommenen Aktivität ist, Handeln, Praxis, In-der-Welt-Sein als
tätiges Konstruieren von Abschattungen, intentional ausgestanzt aus dem
Mark des Dings-an-sich“, so erkennt der Leser die Wahrheit des Künstlers,
weil sie den Mechanismen entspricht, mit deren Hilfe er beim Wurstwarenhändler
eine Mortadella von einem Avokadosalat zu unterscheiden vermag.“ Aus:
„Wie man einen Ausstellungskatalog bevorwortet.“ Von Umberto Eco. Zu
finden in der Essaysammlung „Über Gott und die Welt“, Hanser
Verlag, 1985
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