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Ihr Urlaub beginnt hier | |||
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100
* 120 cm |
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Ihr
Urlaub beginnt hier Die abgebildete Szene zeigt den früheren Grenzübergang von Westberlin nach Ostberlin an der Brunnenstrasse, wo einst die Berliner Mauer stand. Die Häuser im Hintergrund gehören zu Wedding, am Ort wo die Plakatwand sich erhebt, stand die Mauer. Die Strasse führt nach Mitte. Grundlage des Bildes war ein Photo, welches am ersten Werktag nach der Love-Parade 1999, am Montag morgen gegen neun Uhr entstand. Das goldgelb leuchtende Feld ist der Grenzstreifen. Der kleine Junge Isaak schaut hinter dem Rücken des Vaters zu diesem Grenzstreifen hin. Abraham, in sich gekehrt, mit dunklen Gedanken beschäftigt und schwer tragend an einer gleichsam aus Luft bestehenden Tragtasche, geht seinen ungewissen Weg: hinüber nach Mitte. >> Detail Vater und Sohn Die Plakatwand mit der Werbung für eine Benzinfirma zeigt eine menschliche Figur, die ihre Arme ausstreckt zu einem von unten beleuchteten Gebilde hin, welches wie ein überdimensionierter Tisch aussieht und im Werbebild eine Tankstelle darstellte. Obwohl die menschliche Figur im Bild grösser erscheint, als dieser Tisch ist dennoch perspektivisch klar, dass der Mensch diesen Tisch nur von unten sehen kann und sich nicht an ihm hinsetzten kann, geschweige denn, dass er sehen könnte, was auf dem Tisch liegt. Wie eine Maus lebt er im Fussbereich der säulenartigen Beine dieses Tisches. Ursprünglich war der Kopf der menschlichen Figur dem Betrachter der Werbung ab und dem Tisch 8respektive der Tankstelle) zugewandt. Hier auf dem Bild wurde das Gesicht gedreht und schaut nun gleichsam auf die Szene zu seinen Füssen herunter. Die Pose der erhobenen Hände ergibt zusammen mit dem Mast der Plakatstelle eine kruzifixähnliche Figur. „Ihr Urlaub beginnt hier“, steht wie ein schicksalhaftes Versprechen vor dem Tor zum Westen, dessen Behausungen als Mauer dargestellt sind mit Fenstern wie Steinblöcke. Vater und Sohn kehren diesem grossartigen Versprechen den Rücken. Als ob sie den Urlaub in den Mauerbehausungen schon erlebt hätten und die Erwartungen und Täuschungen der Werbung geklärt wären, ernüchtert. Wo ist aber die Alternative? Sie liegt allein in diesem Abschied und im Gang, bei welchem nicht klar ist, ob Abraham den Isaak an der Hand hält, oder ob Isaak seinen Vater stützt, als ausgleichendes Gegengewicht zu seiner Traglast. Die Zigarette von Abraham scheint rauchlos, findet ihre Fortsetzung aber in einem dunken und riesigen rauchähnlichen Gewucher des Baumes hinter dem Plakat. Der Himmel ist wolkenlos, von einer brutalen, stummen Weissheit, sodass kaum Schatten entstehen. Die Einsamkeit dieses Ganges von Abraham und Isaak zum Berg Morija (hebräisch "Die Lehre") lastet im dunkel umwölkten Gesicht des Mannes, und in seiner aus Licht bestehenden Tragtasche. „Wohin gehen wir?“ scheint die Handgeste des Jungen zu fragen. Der schwere Bauch scheint den Mann nach rechts zu ziehen. Es ist die Schwangerschafts zur Geburt von etwas Neuem, Geistigem, eine Schwangerschaft die zwar schon an eine Grenze gekommen ist, aber noch weiter ausgetragen und ertragen werden muss. Die Hoffnung dieses Bildes liegt nicht im Trost und Versprechen, dass die Beschwerde des Ungewissen vorübergehe, nicht in der überhöhten Werbung für einen schönen Urlaub in einem Mauerbau, sondern umgekehrt: im Gelingen dieses alltäglichen Wagnisses, dieses schlichten Passage eines Vaters mit seinem Sohn, an einem schlichten Montagmorgen über den Grenzstreifen von Berlin. * " 12.7.1999. Auf der Rückfahrt von
Greifswald, wo ich für den Bildweg recherchierte, machte ich in Berlin
Halt, um unsere Freunde Sven, Marie und ihre Tochter Nora zu besuchen.
Tags darauf fuhr ich früh morgens Sven und Nora mit meinem VW Passat nach
Mitte, wo sich Noras Schule, das Musikgymnasium an der Rheinsberger
Strasse befand, wenige Meter von dem Haus Strelitzer Strasse 21 entfernt,
wo Sven und Marie und Azita und ich wohnten und wo wir uns
kennenlernten. Für uns war der
Grenzstreifen ein historischer Ort, nicht nur politisch - weltanschaulich
wegen des Mauerbaus, sondern vor allem wegen der Geschichten, die sich in
unserern Biografien und in unserem Zusammensein an der Strelitzer Strasse
auf dem Grenzstreifen dichtend, diskuttierend und experimentierend ergeben
hatten. Zum Beispiel das Projekt Puppenharn und die Geschichte rund um die
Versöhnungskirche. Das Bild
befindet sich im Besitz des Künstlers. Ausstellungen: Chärnehuus Einsiedeln
Jan./Feb. 2000 Links: Berliner
Apotheke
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