Berliner Apotheke | |||
Das Projekt der Berliner Apotheke hängt eng mit dem Textfragment "Wiesenschaft" zusammen, mit der wiesenschaftlichen Forschungsarbeit "Puppenharn", die unter anderem in einer Skulptur und in Zusammenarbeit mit Thomas Primas im Essayband "Der Traum des lächerlichen Menschen" Form angenommen hat. Grundthema all dieser Projekte, die im heissen Berliner Sommer des Jahres 1995 ihren Anfang nahmen, ist die Frage nach der "Heilung durch die Kunst". Im Vordergrund stand zunächst der Versuch einer begrifflichen Klärung: Was heisst Heilung? Was heisst Kunst? Voraussetzung dieser Essays ist die Annahme, dass Kunst für den Menschen nur dann einen Sinn hat, wenn sie ihm Heil bedeutet, wenn sie ihn zu seiner Ganzheit führt, lenkt, begleitet. Die "Berliner Apotheke" ist der konkreteste Ausdruck dieses Wunsches. Sie ist nicht nur in einem medizinischen Sinne Apotheke, sondern zugleich konkretisierte Zusammenfassung Verdichtung des Grenzstreifens und Materialisierung von Gedanken und Wünschen. Metaphorisch erscheint in diesen Projekten der Grenzstreifen als eine Wunde, als Grenze, als Verbindung im Schmerz, und wird zugleich erlebt als die Wiese, auf der die Heilkräuter wachsen, die den Schmerz und das Leid der Trennung, aber auch die Mühsal des Zusammenwachsens trösten. Die Berliner Apotheke ist das Produkt praktischer oder angewandter Semiotik. |
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Die Urinkturen befinden sich bei Daniel
Ambühl. |
"Mehr noch als bloss Apotheke ist
die "Berliner Apotheke" ein Portrait Berlins, Fassung dieses
Genius Loci in einem Objekt. Die Wirkung des Ortes Berlin auf den
Menschen ist in der Berliner Apotheke dokumentiert und zugleich aber auch
physisch anwesend, in ihr aufgehoben. Damit ist auch dargestellt, wie Kunst Heilung bedeuten
könnte: Indem sie das Erlebte und Wahrgenommene in einen der menschlichen
Erfahrung gemässen Code und eine Sprache übersetzt, und daraus einen
Gegenstand entstehen lässt, der allgemein empfindbar ist. Dies heisst
allerdings nicht, dass die materialisierte begriffliche Fassung dem
Betrachter auch bewusst wird. Doch dies ist auch nicht nötig, da das
Objekt als "Berlin" verstanden wird, sofern die Übersetzung
gelungen ist. Die Erörterung des Gelingens ist eine semiotische
Diskussion."
Die 27 Mittel der
Berliner Apotheke |
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Abbildungen
Mekonium inachios io |
Raupenfliege Notiz Schlupfwespen unter Acryl Notiz zur Schlupfwespe Raupenfliege Tachina Tachina unter Acryl |
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Semiotik Die Semiotik ist die Wissenschaft von den Zeichen.
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Signaturenlehre In der Renaissance entwickelte Lehre von inneren Verwandtschaften durch äußere Ähnlichkeit in der Natur. Pflanzen wurden nach der S. aufgrund ihrer Formen als Medikamente für kranke Organe gewählt mit denen sie Entsprechungen aufwiesen. Auf dem Hintergrund der S. wurden auch Charakterologien entwickelt, wobei die Ähnlichkeit von menschlichen Gesichtsformen mit tierischen zur Zuweisung von entsprechenden Eigenschaften gewählt wurde, mit denen man die Tiere assoziierte.
Homöopathie Schon der Philosoph und Arzt
Paracelsus (1493-1541) erkannte die große Bedeutung der verabreichten
Menge bei der Beurteilung der Wirkung einer Substanz. So kann die Aufnahme
derselben Stoffe aus Pflanzen das eine Mal Siechtum und Tod, das andere
Mal Heilung von Krankheiten bedeuten. Wie hoch die Dosis ist, die gerade
nicht mehr heilsam, sondern schon giftig wirkt, ist von Pflanze zu Pflanze
unterschiedlich. Auch manche Stoffe, die als besonders gesund gelten (z.B.
einige Vitamine), sind ab einer bestimmten Dosis Gifte. Der berühmte Satz
des Paracelsus hierzu lautet: "Wenn ihr jedes Gift richtig erklären wollet, was ist dann kein Gift? Alle Dinge sind ein Gift und nichts ist ohne Gift, nur die Dosis bewirkt, daß ein Ding kein Gift ist."
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Copyright: Daniel Ambühl Steintisch Verlag Zürich |